Die Aufführung eines Kinder-Bibel-Musicals hat in der Gemeinde inzwischen Tradition. Bereits zum achten Mal wurde in der ersten Herbstferienwoche in unserer Gemeinde ein Musical einstudiert mit Liedern und Schauspiel und Kostümen und einem unglaublichen, immer neu gestaltetem Bühnenbild. Und selbstverständlich mit professioneller Technik im Hintergrund.
Warum mich persönlich dieses Musical nie ansprach? Ich weiß es nicht so recht. Ich habe keine Kinder, die Herbstferien haben und Katzen dürfen bei dem Musical nicht mitmachen, soweit ich weiß.
Und außerdem war da so ein leiser Vorbehalt in meinem Herzen. Ach, dieses Musical. Soviel Aufwand. Und immer gleich eine ganze Woche. Und so viele Mitarbeiter. Und es sind doch christliche Kinder, wo ist da der missionarische Aspekt? So dachte ich.
Bis Selina Lüpkes , eine der Verantwortlichen des diesjährigen Jona-Musicals, mich nach einem Gottesdienst fragte, ob ich nicht eine Andacht beim Musical übernehmen könnte. Und zum Basteln bräuchte man auch jemanden. Also sagte ich zu. Und je mehr ich mich gedanklich mit dem Musical auseinandersetzte, um so mehr überlegte ich, wie wichtig doch auch für mich als Kind gläubiger Eltern Veranstaltungen gewesen waren, in denen es um meinenpersönlichen Glauben ging. Und ich erinnerte mich an verschiedene wunderbare Bibeltage für Kinder, von denen ich heute noch genau weiß, welche Geschichten erzählt wurden. Die Sache mit dem Musical begann interessanter zu werden.
Am ersten Tag der Musical-Woche wurde die Geschichte von Jona erzählt, ganz. Von Anfang bis Ende. An jedem Tag wurde ein anderer Ausschnitt der Geschichte in den Blick genommen. Ich sollte die Seeleute genauer mit den Kindern betrachten. Ihre Angst. Wovor? Vor einem Gott, den sie nicht kannten.
Die Kinder hörten aufmerksam zu, obwohl sie bereits ein straffes Programm hinter sich hatten. Schließlich galt es, zehn Lieder bis Samstag auswendig singen zu können. Dazu noch Choreografie und viele Soli. Zwischendurch gab es Lockerungspausen und leckeres Mittagessen von Esther und Team. Direkt nach dem Mittagessen teilten sich die Kinder in die verschiedenen Gruppen auf. Wer musste noch sein Solo üben? Wer war in der Theatergruppe? Wer musste wann eines der vier Mikros nehmen? Und wo wieder hinlegen? Und wie stellt man eine feine Frau zu Zeiten der Bibel dar?
Mini, Hanna, Mimi und Monique probten mit den angehenden Schauspielerinnen und Schauspielern in intensiven Trainings. Und weil ich ja Zeit hatte, durfte ich ihnen helfen. Und spätestens nach der Theaterprobe hatte ich gar keine Lust mehr, nach Hause zu gehen. Ich hätte nicht gedacht, wie schnell mich der Musicalvirus erwischt.
Es war einfach so nett. Konzentriert und unheimlich professionell, aber durch die ganzen wunderbaren Kinder auch so lustig. Einige waren Profis, das merkte man. Man spürte, dass sie schon bei einigen Musicals in der Gemeinde mitgemacht hatten.
Leticia nahm mich mit zur Probe ihres Solos. Erst leise, dann mutiger sang sie ihre Strophe. Selina unterstützte geduldig am Klavier. Das war Tag 2. Am Mittwoch wurde bereits fast das ganze Musical einmal durchgeprobt. Ich war so begeistert, wie schnell die Kinder die Lieder gelernt hatten. Und ich war begeistert von ihrer Freude und Ausdauer.
Am Donnerstag kam ich einfach zum Basteln dazu, obwohl ich nicht eingeteilt war und nicht hätte kommen müssen. Aber ich wollte gern. Am Samstag war der erste Auftritt. Und ich den Tränen nah.
So schön. So wertvoll. So viele tolle Mitarbeiter vor, auf und hinter der Bühne. Eine super Technik, von der ich echt beeindruckt war. So viele begeisterte Kinder. So tolle Lieder. Zum Schluss noch ein Aufruf von Marco, Friede mit Gott zu machen.
Merkt man was? Ich habe meine Meinung geändert. Ein bisschen wie bei Jona. Erst bin ich widerwillig gegangen. Und dann kam die Freude.